Organisation des Vertretungsunterrichts

Meinen ersten Blogbeitrag möchte ich dem ganz Grundsätzlichen widmen: An was muss alles gedacht werden, wenn Vertretungsunterricht ansteht? Wie kann ich den Unterricht systematisch vorbereiten? Viel Spaß beim Lesen!

Euer Name steht auf dem Vertretungsplan. Mal wieder. Das ist eine Situation, die man tagtäglich in den Lehrerzimmern Deutschlands erlebt und die man akzeptieren muss, gehört sie doch zum Lehreralltag dazu. Nachdem sich der Ärger über die wegfallende Freistunde gelegt hat, solltet ihr darüber nachdenken, wie die Vertretungsstunde organisiert werden kann.


Im Idealfall hat euch der erkrankte Kollege / die erkrankte Kollegin Aufgaben hinterlegt und ihr müsst diese im Vertretungsunterricht nur noch „abarbeiten“. Doch was tut ihr, wenn euch keine Aufgaben vorliegen, oder – und auch das kommt vor – die Aufgaben von der Klasse bereits kurz nach Stundenbeginn erledigt worden sind?
Es empfiehlt sich auf jeden Fall einen „backup-Plan“ zu haben, mit dem ihr flexibel auf jede Situation reagieren könnt.

Keine Panik, das bedeutet nicht, dass ihr für jede Eventualität gerüstet sein müsst! Vielmehr geht es darum, im Vorfeld systematisch die Rahmenbedingungen einer Vertretungsstunde zu identifizieren und daraus Routinen zu entwickeln, die euch auch für jede weitere Unterrichtsstunde, die ihr vertreten müsst (dürft), helfen werden. Diese Systematik möchte ich euch nachfolgend vorstellen.

Folgendes Muster empfiehlt sich:

Prozess der Vertretungsplanung, eigene Darstellung

Klasse

Wenn eine Schulklasse gut bekannt ist, ihr vielleicht sogar Fach- oder Klassenlehrer/in in der Klasse seid, ist der Vertretungsunterricht gleich deutlich entspannter zu organisieren. So kann man z.B. inhaltlich in seinem eigenen Fach weiterarbeiten, die Zeit zum Üben und Vertiefen verwenden oder ein paar Minuten des Unterrichts für organisatorische Dinge nutzen.
Etwas komplizierter ist es, wenn euch die Klasse (relativ) unbekannt ist. Dies ist zwar in den meisten Fällen auch kein Problem, da sich die Schülerinnen und Schüler oftmals auf etwas Abwechslung vom Schulalltag freuen und euch vermutlich offen-freundlich begegnen werden, es gibt aber auch Klassen, die in ihrer Zusammensetzung eher schwierig sind und bei denen sich manche Sozialformen eventuell weniger eignen als andere. Falls ihr euch unsicher seid, solltet ihr Kollegen fragen, die in der Klasse unterrichten und euch Informationen dazu einholen, ob eine Klasse eher freier oder gelenkter unterrichtet werden sollte.

Fach

Eine zentrale Rolle beim Vertretungsunterricht ist natürlich das zu vertretende Fach. Hier müsst ihr euch selbst hinterfragen: Fühlt ihr euch auch im fachfremden Unterricht fit genug um eventuelle inhaltliche Fragen angemessen beantworten zu können?
Während in niedrigeren Klassenstufen diesbezüglich kaum Probleme auftreten sollten, kann es in höhere Klassenstufen inhaltlich schon mal sehr komplex werden. Ich empfehle euch, dass ihr in einem solchen Fall ehrlich zu euch selbst seid und im Zweifel den fachfremden Unterricht alternativ gestaltet (Selbststudium, Lernspiele etc.). Ihr brecht euch damit keinen Zacken aus der Krone! 🙂

Fachinhalte

Nachdem ihr die Lerngruppe und das zu unterrichtendes Fach geklärt habt, stellt sich nun die Frage, was euer pädagogisches Ziel für die Vertretungsstunde ist. Falls ihr keinen fachlichen Unterricht leisten könnt (siehe oben), müssen Alternativen her. Ein paar Unterrichtsideen findet ihr ja schon mal auf dieser Seite. 🙂 Aber auch das Unterrichten der eigenen Fächer ist möglich, sollte aber vorher mit den Fachkollegen, die dieses Fach in der Klasse unterrichten, abgesprochen sein.
Wenn ihr das Fach unterrichtet, dass auf dem Vertretungsplan ausgewiesen ist, müsst ihr euch folgende Fragen stellen: Soll bereits vorhandenes Wissen vertieft oder sogar schon ausgeweitet werden? Welche Mittel und Methoden stehen euch dafür zur Verfügung? Bei der Auswahl der Inhalte hilft ein schneller Blick ins Klassenbuch, um zu sehen, welche Lerngegenstände in den vergangenen Tagen/Wochen von eurer Kollegin oder eurem Kollegen behandelt wurden.

Weitere Rahmeninhalte

Die weiteren Rahmenbedingungen schließen sich nahtlos an die getroffenen Vorüberlegungen an und sind ein wichtiger Bestandteil der Planung des Vertretungsunterrichts.

  • In welcher Stunde findet der Vertretungsunterricht statt? Während die Klasse in den ersten Stunden des Unterrichtstages inhaltlich sicherlich noch konzentriert arbeiten kann, nimmt die Konzentration und Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler gegen Schulende ab – aber dieses Gefühl ist ja auch für uns Lehrer nicht völlig unbekannt 😉
  • Wurden oder werden Klassenarbeiten geschrieben? Wenn ihr die Stunde nach einer zweistündigen Klausur vertreten dürft, sind euch die Schülerinnen und Schüler sicherlich dankbar, wenn ihr mit ihnen ein lockeres Lernspielchen spielt, andererseits brauchen manche vor einer Klausur vielleicht auch noch etwas Vorbereitungszeit – sie hier flexibel und gehe auf die Bedürfnisse der Klasse ein! Diese müssen nicht unbedingt verbal geäußert worden sein: oftmals reichen ein paar Sekunden im Klassenraum um die Stimmung zu „erfühlen“.

Weitere Rahmenbedingungen sind z.B. räumliche Gegebenheiten, technische Ausstattung, personelle Ressourcen (Schulbegleiter, shadow-teaching, Praktikant, …), Rituale (z.B. erste Stunde = frühstücken), Fördermaßnahmen (Kinder werden von externen Lehrkräften aus dem Klassenverband genommen).

Fazit

Zusammenfassend lassen sich zwei Dinge festhalten, die meiner Meinung nach für einen erfolgreichen Vertretungsunterricht wichtig sind:

  • Systematisches Analysieren der Rahmenbedingungen nach dem oben vorgestellten Muster, bevor(!) der Inhalt der Vertretungsstunde ausgearbeitet werden kann
  • Vorhandensein eines Methoden- und Materialpools, der mit Unterrichtsideen, Rätseln, kleinen Spielen, Energizern etc. gefüllt ist, und der niemals aufhören sollte zu wachsen!


Viel Spaß bei Deinem Vertretungsunterricht!

Alex

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